Sehr überraschend sind am Freitag, den 28. Januar 2022 die Baseballvereine Hamburg Stealers e.V.

und ETV Hamburg Knights sowie die Sportvereine TSV Stellingen e.V., SV West-Eimsbüttel e.V. und

HFC Falke e.V. vom Landessportamt Hamburg zu zwei getrennten Videokonferenzen mit dem

Bezirksamt Eimsbüttel eingeladen worden, die dann am Montag, 31. Januar im Abstand von 30

Minuten stattgefunden haben. Die Vereine wurden über den geplanten sog. „Ringtausch“

informiert, der dem FC St. Pauli e.V. ab 2025 den lizenzgerechten Ausbau seines Trainings- und

Leistungszentrums an der Kollaustraße ermöglichen soll. Der Baseballpark der Hamburg Stealers

und der ETV Knights am Langenhorst soll auf eine bislang vom Informatikum bebaute Fläche an der

Vogt-Kölln-Straße verlagert werden, wo ursprünglich ein dritter Fußballplatz mit

Leichtathletikanlagen für den TSV Stellingen und den SV West-Eimsbüttel geplant und bereits

zugesagt war. Der Tausch soll möglich werden, nachdem das Informatikum von der Vogt-Kölln-

Straße in den Neubau an der Bundesstraße umgezogen sein wird. Der FC St. Pauli soll nach

Fertigstellung des neuen Trainings- und Leistungszentrums das bisherige

Nachwuchsleistungszentrum am Brummerskamp in Eidelstedt räumen, hier kann dann ein

bezirklicher Sportplatz entstehen. Diese Planungen sind zwei Tage nach der Information der

betroffenen Vereine, die vorher in keiner Weise eingebunden waren, im Rahmen einer großen

Pressekonferenz am 2. Februar öffentlich gemacht worden.

Nachdem einige Medienvertreter die beschriebenen Umstände recherchiert hatten und sich

Vereinsvertreter kritisch über mangelnde Transparenz und Beteiligung geäußert haben, hat das

Landessportamt Einzelgespräche mit einigen Vereinsvertretern geführt. Das angekündigte

Beteiligungsverfahren für alle betroffenen Vereine ist bislang aber nicht erkennbar. Es geht den

betroffenen Vereinen nicht darum, die Vergrößerung des Trainings- und Leistungszentrums des

Profi-Clubs FC St. Pauli zu verhindern. Die fehlende Beteiligung und die Nichtbeachtung der

Interessen der Amateursportler veranlasst uns aber, diese gemeinsame Stellungnahme zu

formulieren und die Interessen der Amateurvereine im weiteren Prozess gemeinsam zu vertreten.

Kai Wacker, 1. Vorsitzender TSV Stellingen e.V., und Andreas Luderer, 1. Vorsitzender SV West-

Eimsbüttel e.V.:

„Unsere Erwartungen an die Planungen in der Vogt-Kölln-Straße sind einfach und überschaubar.

Wir möchten in die Planungen einbezogen und nicht immer vor vollendete Tatsachen gestellt

werden! Vor dem Umzug der Sportplatz-Anlagen vom Sportplatzring in die Vogt-Kölln-Straße

standen uns 2 Grandplätze, 1 Kleinfeld, 1 Mehrzweckfläche für diverse Sportangebote, die einen

festen Untergrund benötigen, sowie 1 Rasenplatz mit Tribüne, 400m-Bahn und Leichtathletik-

Anlagen zur Verfügung. Zugesagt war, dass wir durch den Umzug nicht schlechter gestellt werden

und dass zumindest 3 Fußballplätze, davon einer mit reduzierten Leichtathletik Anlagen errichtet

werden. Ebenso wurde vor der Verlegung über eine Beachvolleyballanlage, sowie weiteren

Sportmöglichkeiten gesprochen, die in der Vogt-Kölln-Straße errichtet werden könnten. Die

derzeitige Situation mit nur 2 Kunstrasenplätzen lässt für die Weiterentwicklung der Vereine TSV

Stellingen und SV West-Eimsbüttel keinen Spielraum.“

Kai Wacker

Stellungnahme des Baseballclub Hamburg Stealers e.V.:

„Die Hamburg Stealers haben in Gesprächen mit dem Innensenator Andy Grote und Staatsrat

Christoph Holstein positive Bekundungen zu einem neuen Standort einer Baseballanlage erhalten.

Zum einen soll ein entsprechendes Baseballstadion mit Flutlicht nach den zum Zeitpunkt der

Baumaßnahme geltenden Lizenzkriterien des Deutschen Baseball und Softball Verbandes errichtet

werden. Darüber hinaus ist eine Flächenerweiterung (2. Feld) als Grundlage für die Möglichkeit der

Bewerbung als Ausrichterstandort für Deutsche Meisterschaften, Länderspiele und internationale

Turniere angestrebt.

Dennoch besteht die größte Sorge in der immensen Unterschätzung des Projektes und in der

Beurteilung einer Vergleichbarkeit der Standorte. Gerade das Fehlen jeglicher Informationen

(Gutachten, Planungen, Kostenschätzungen, Finanzierungen, etc) lassen sehr an einer realistischen

Umsetzbarkeit zweifeln. Eine gerechte Bewertung (unabhängig von den Kosten) der strukturellen

Verschlechterung des Vereinslebens kann nicht durch „copy & paste“ der aktuellen Anlage an

einem neuen Standort vorgenommen werden. Es bedarf einer klaren Zusage für die

Flächenerweiterung zur Errichtung von zwei Spielfeldern, Indoorhalle und allen am aktuellen

Standort vorhandenen Einrichtungen. Die Umsetzung einer umzugsfähigen, lizenzgerechten

750/500Lux-Flutlichtanlage zur Saison 2023 (Gefahr des Lizenzentzuges) wäre ein echtes Zeichen

dafür, dass die Stadt den Baseballsport ernst nimmt.“

Sven Huhnholz

Ruben Resech, Abteilungsvorsitzender ETV Hamburg Knights:

„Als größter und ältester Base- und Softballverein im Norden wollen die Knights eine feste Größe

bleiben und weiterhin in beiden Sportarten unsere Stadt überregional vertreten. Hierzu gehört eine

Fortsetzung unseres Engagements in der 2. Baseball-Bundesliga, und auch ein Comeback in die 1.

Liga darf nicht aus den Augen verloren werden. Die bestehende Anlage am Langenhorst reicht für

derartige Ambitionen – von gleich zwei Vereinen – nicht mehr aus. Im bundesdeutschen Vergleich

ist Hamburg bereits weit zurück! Wir erhoffen uns daher, dass die jetzige Situation als Chance

genutzt wird, dem Baseball-Leistungssport in Hamburg ein konkurrenzfähiges Leistungszentrum

zu schaffen, in dem beide Vereine gleichzeitig arbeiten und trainieren können, und in dem unser

Sport sich attraktiv präsentieren und vermarkten lässt. Erreichen würde man dieses mit einem

lizenzgerechten Feld für die Bundesligen mit ausreichend Platz für Zuschauertribünen, einem

zweiten Feld für paralleles Training und Spielbetrieb auf Landesverbands-Niveau, sowie

erweiterten und wettergeschützten Sportnebenflächen für das Schlag- und Wurftraining.“

Ruben Resech

Timo Oehlenschläger, Präsident HFC Falke e.V.:

„Der HFC Falke e.V. wurde im Herzen von Eimsbüttel gegründet. Wir trainieren und spielen seit

2015 im Bezirk Eimsbüttel. 2018 haben wir mit der „Kleinen Heimat“ in der Fruchtallee einen Ort

geschaffen der neben der Spielstätte an der Vogt-Kölln-Straße als Anlaufstelle für unsere

Mitglieder und Fans fungiert. Mit dem in den 2010ern versprochenen dritten Sportplatz an der

Vogt-Kölln-Straße bot sich unserem Verein die Perspektive weiterer Entwicklungspotentiale.

Neben den aktuell dringend notwendigen weiteren Trainingszeiten benötigen wir als HFC Falke

eine Heimat, an der wir strukturell die Grundsteine zur Weiterentwicklung unseres Vereins legen

können. Die in Aussicht gestellte „Lösung“ am Brummerskamp deckt unsere Anforderungen an

Räumlichkeiten für soziale Treffen unserer Mitglieder, einen Ausbau für mindestens 300 Zuschauer

sowie eine gute Nahverkehrsanbindung nicht ab. Diese Anforderungen sind essenziell, um unser

Vereinsleben so vielen Falken wie möglich anbieten zu können. Dieses ist für uns

überlebenswichtig. Somit sehen wir die Weiterentwicklungsmöglichkeit unseres Vereins, aufgrund

der aktuell vorliegenden Planungen, sowohl zeitlich als auch umsetzungstechnisch mehr als

gefährdet!“

Timo Oehlenschläger

Zusammengefasst:

Die vom Ringtausch betroffenen Vereine erwarten echte Partizipation bei der Planung, keine Alibi-

Kommunikation. Die Interessen der Vereine und der weiteren Sportarten neben dem Fußball

müssen ebenso berücksichtigt werden wie die des Profi-Fußballs. Der sog. Ringtausch muss

genutzt werden, um infrastrukturelle Verbesserungen nicht nur für den FC St. Pauli, sondern auch

für die Amateurvereine und für den Baseballsport zu erreichen. Mit diesen Positionen gehen die

Vereine in die weiteren Gespräche.

Hamburg, 03.03.2022